Airberlin Rückerstattung nach Flugausfall. Geschichte einer Brieffreundschaft.

Im Falle eins Flugausfalls steht euch eine Entschädigung in Form eine Rückerstattung von bis zu 600 € zu. Mein Airberlin Flug von Los Angeles nach Berlin ist damals ausgefallen. Ich möchte von meinen Erfahrungen berichten und zeigen, wie ich am Ende an mein Geld gekommen bin.

Meine Erfahrung mit einem Airberlin Flugausfall

2015 wollten wir von Los Angeles über Düsseldorf zurück nach Berlin fliegen. Zunächst ging das Onboarding mit ca. 1 h Verspätung los. Im Flugzeug Platz genommen, startete das Flugzeug nicht. Per Durchsage wurden wir über technische Probleme informiert, an deren Lösung mit Hochdruck gearbeitet werde. Am Ende saßen wir 4 h im Flugzeug. Danach wurden wir gebeten, das Flugzeug wieder zu verlassen. Wir wurden auf die umliegenden Hotels mit einem Shuttle gebracht und konnten dort Abendbrot essen und am nächsten morgen frühstücken. Airberlin kam für all diese Kosten auf. Am nächsten Tag flog dann das reparierte Flugzeug endlich zurück nach Deutschland.

Ergebnis:

  • Abflug in Los Angeles erfolgte somit 19 h später als geplant. Ankunft in Berlin somit 23 h später (durch längere Wartezeit in Düsseldorf).
  • Wir mussten eine weiteren Urlaubstag nehmen.
  • Es entstanden zusätzliche Kosten für den Anschlusstransport von Berlin zurück nach Leipzig und durch die Verpflegung am Düsseldorfer Flughafen (49,60€)

Der Weg zur Rückerstattung. Oder: Der Beginn einer Brieffreundschaft mit Airberlin

Schreiben an Airberlin Nr. 1: Airberlin bietet ein online Beschwerdeformular an, um Rückerstattung nach Flugausfällen oder -verspätungen zu regeln. Ich habe das Formular ausgefüllt und auf die nötigen Paragraphen und Urteile hingewiesen (siehe unten). Außerdem habe ich die Verspätung genau ausgerechnet und die Mehrkosten aufgeschlüsselt. Auch habe ich die Scans der Boardkarten und Fotos der Infotafeln übermittelt. Antwort:

Als Entschädigung für die Flugverzögerung erhalten Sie von uns eine Ermäßigung von insgesamt 600 EUR auf Ihre nächste, direkt bei airberlin und NIKI getätigte Buchung.

Airberlin möchte mich also mit einem 600€-Gutschein abwimmeln. Aber mir steht das Geld in bar zu.

Schreiben an Airberlin Nr. 2: Ich bin auf das Angebot nicht eingangen und habe nochmal darauf hingewiesen, dass mir das Geld in bar zu steht. Antwort:

Selbstverständlich besteht für Sie jederzeit die Möglichkeit, sich den Betrag in Höhe von 600 EUR auszahlen zu lassen. Da Sie uns als Gast am Herzen liegen, möchten wir Ihnen gern eine attraktive Alternative unterbreiten: Wir erhöhen den Gutscheinwert auf insgesamt 750 EUR.

Schreiben an Airberlin Nr. 3: Netter Versuch, Airberlin. Ich habe nochmals Airberlin geschrieben und auf die Auszahlung der 600 € bestanden. Antwort:

Aus Gründen der Kulanz überweisen wir einen Betrag in Höhe von 600 € auf das von Ihnen genannte Konto. Diese Zahlung erfolgt freiwillig und ohne Anerkennung einer Rechtspflicht.

Endlich! Die Rückerstattung von 600 € ging darauf auf mein Konto ein.

Ergebnis

Meine Brieffreundschaft mit Airberlin dauerte 2 Monate an. Aber die Hartnäckigkeit hat sich gelohnt. Die 600 € wurden mir ausgezahlt. Das ist insofern besonders schön, da der gesamt Flug (Hin- und Rückflug) knapp 750 € gekostet hat. Somit hatte ich die Kosten für den Flug fast wieder reingeholt. So lässt sich der verlorene Urlaubstag verschmerzen.

Aber natürlich bin ich dankbar, dass Airberlin den Flug abgebrochen hat, statt mit einem nicht 100%-funktionstüchtigen Flugzeug zu fliegen. Keine Unannehmlichkeiten der Welt sind es wert, einen Flugabsturz zu riskieren. Das darf man bei all der Frustration nie vergessen.

Wichtige Tipps bei einem Flugausfall

  • Euch steht die Entschädigung in bar zu. Gebt euch nicht mit einem Gutschein zufrieden.
  • Die Höhe der Rückerstattung richtet sich nach Länge des Fluges und der Verspätung.
  • Holt euch eure Ausgleichzahlung, die euch zu steht. Gerade bei Interkontinentalflügen überschreitet man in der Regel die 3500 km Grenze. Wenn dann auch noch der Flug komplett ausfällt, stehen euch 600 € zu. Es lohnt sich also.
  • Ihr bekommt immer den Pauschalbetrag (bei mir 600 €). Meine Extrakosten für Verpflegung und Transport wurden nicht gesondert ausgezahlt.
  • Dokumentiert alles. Hebt alle Dokumente auf.
    • Behaltet auf jeden Fall die Boardkarte des ausgefallen Flugs.
    • Fotografiert am Flughafen ruhig die Infotafeln, auf dem steht, dass der Flug ausfällt.
    • Dokumentiert auch die Daten eures Ersatzfluges (Fotos der Infotafeln, neue Boardkarten)
    • Besonders wichtig ist, die finale Verspätung mit der ihr am Zielflughafen ankommt. Das ist entscheidend für die Höhe der Rückzahlung.
    • Hebt auch die Kassenbelege für Zusatzkosten für Verpflegung und Transport zur Sicherheit auf.
  • Es gibt auch Firmen, die für euch die Rückzahlung einfordern. Diese behalten aber einen Teil der Rückzahlung ein (~ 25 %). Ich würde euch immer davon abraten, solche Firmen zu nutzen. So groß ist der Aufwand nicht, dass man die paar Schreiben nicht selber aufsetzen kann.
  • Verweist zur Sicherheit in euren Schreiben auf
    • die EU-Verordnung 261/04, die regelt, wie viel Geld euch per Gesetz bei Verspätungen oder einem Ausfall abhängig von Fluglänge und der Verspätung zu steht.
    • das BGH Urteil vom 12.11.2009, Xa ZR 76/07, wonach technische Fehlfunktionen ein “beherschbare Ursache” darstellen und somit die Airline den Flugausfall zu verantworten hat.
  • Sehr hilfreich ist die Seite Fluggastrechte auf Wikipedia.
  • Ihr solltet auch wissen, dass es sogenannte “außergewöhnliche Umstände” gibt, in dem die Airline nicht zur Rückerstattung verpflichtet ist. Das können unter anderem Unwetter, Streiks oder Vogelschlag sein.